Plötzlich, letzten Sommer


Plötzlich, letzten Sommer

Ausstellungsserie August 2011 – Februar 2012
mit Simon Faithfull, Will Foster, Ingo Gerken, Claudia Olendrowicz und Nici Wegener
vor dem ehemaligen Schauspielhaus Erfurt, Klostergang 4, 99084 Erfurt

Nach dem Pilotprojekt Ressourcen und Visionen der Ressource Group 2007/08 holt das fiktive Kollektiv um die Kuratorin und Künstlerin Nici Wegener ab Sommer 2011 einen stillgelegten, kulturellen Ort im Zentrum von Erfurt zurück ins öffentliche Leben. Unter dem Ausstellungstitel Plötzlich, letzten Sommer (Suddenly, Last Summer) werden im Vorgarten des alten Schauspielhauses eine Reihe künstlerischer Interventionen verwirklicht, die den dauerhaften Leerstand des Gebäudes temporär thematisieren und das ehemalige Theaterareal schlaglichtartig verwandeln sollen. Der Leitgedanke Plötzlich, letzten Sommer verweist dabei auf einen zeitlichen Kontrast, auf die Verkoppelung von glorreich Vergangenem mit einem dringend notwendigen Jetzt.
Das XAU (X = Raum, unbekannte Variable; AU = Aurum, Gold) versteht sich als Monitor, Bühne und Kulisse in einem und bedient sich insbesondere drei verwaister Schaukästen zum Dialog und aktiven Umgang mit Öffentlichkeit.

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Kuratorium & Küstlerische Leitung: Nici Wegener
Kuratorische Unterstützung: Lars Hayer
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kunsthaus Erfurt, das Liegenschaftsamt Erfurt, die Kulturdirektion Erfurt und Utopean Public Art.



Simon Faithfull


Simon Faithfull
„Berlin nach Erfurt (in 6 Zeichnungen)“

Vernissage: Freitag, 26. August 2012, 20:00 Uhr
vor dem ehemaligen Schauspielhaus Erfurt, Klostergang 4, 99084 Erfurt

Beim Wandern durch die Welt der letzten 10 Jahre, hat Simon Faithfull immer wieder Zeichnungen mit einem elektronischen Gerät gemacht, um seine Anwesenheit zu einer bestimmten Zeit, irgendwo auf dem Planeten festzuhalten. Über 600 elektronische Skizzen dokumentieren mittlerweile, was er an jedem dieser Orte seiner Reisen vorfand. Spuren, die von Details aus dem täglichen Leben berichten, die während einer Wanderschaft vom Kottbusser Tor in die Antarktis und zurück entstanden sind.
Kontinuierlich hat Faithfull dabei jede einzelne Zeichnung in die Welt versendet: früher per Email oder als gedruckte Postkarte, Heute mittels seines Kanals Limbo – eine iPhone Applikation und ein Twitter & Facebook Nachrichtentransmitter in einem. Durch diesen Kanal empfängt der Betrachter die Zeichnungen sobald sie gemacht wurden. Limbo versteht sich als eine Echtzeit-Plattform, die den Prozess, durch den die Zeichnungen entstehen, widerspiegelt – der Künstler bedient sich eines maßgeschneiderten Zeichenprogramms, das sein iPhone in ein persönliches Übertragungsskizzenbuch verwandelt. So ensteht ein stetig wachsendes Archiv seines subjektiven Atlases der Welt, das als Kartierung von Raum und Zeit fungiert.
Faithfull's Arbeit manifestiert sich als ein Versuch, den Planeten als ein skulpturales Objekt zu erforschen und zu betrachten. Dessen Extreme auszureizen und von seinen Grenzen zu berichten, aber auch den Alltag und das Weltliche zu erkunden. Räume zu verbinden und Abstände zu verkürzen. Von Berlin nach Erfurt reisend, wird Faithfull Zeichnungen machen, die Details dieser ganz normalen Fahrt abbilden. Diese Zeichnungen werden unterdessen in Erfurt ausgedruckt, so dass sich der Künstler bei seiner Ankunft am XAU einer Ausstellung von 6 großen Plakatabzügen in drei bis dato verwaisten Schaukästen gegenüber sieht – Zeichnungen seiner Reise, die schneller unterwegs waren als er selbst.


Will Foster


Will Foster
„Three is a cardinal number“

Vernissage: Freitag, 23. September 2011, 19:00 Uhr
vor dem ehemaligen Schauspielhaus Erfurt, Klostergang 4, 99084 Erfurt

Will Fosters Ausstellung Three is a cardinal number versteht sich als Intervention. Sie reagiert auf das politische Klima in Deutschland während des Besuchs von Papst Benedict XVI, der auf seiner mit Wo Gott ist, da ist Zukunft betitelten Reise auch in Erfurt Halt macht.
Will Foster zeigt in den Schaukästen von XAU Projects zwei Triptychen, die jeweils von der einen und anderen Seite der Straßen zu sehen sein werden. Foster arbeitet mit Logos von Organisationen, die sich in ihrer sozialen und politischen Ausrichtung unterscheiden oder widersprechen. Diese Zeichenbilder sind global verständlich und global gestreut.
Fosters Triptychon funktioniert als Zeichenträger sozialen Ungleichgewichts und konfrontiert den Betrachter mit Themen die von der christlichen Kirche marginalisiert und problematisiert werden: die Rechte der schwulen, lesbischen und transsexuellen Menschen, Abtreibung, Bildungsausschluss und auch die Frage nach der Entstehung der Welt.
Die Realisierung der künstlerischen Intervention kann auf Störungen und Unsicherheiten treffen, denn das XAU befindet sich unmittelbar am Rande einer mit hohen Sicherheitsstandards überwachten Zone, die temporär für den Papstbesuch installiert sein wird.


Claudia Olendrowicz


Claudia Olendrowicz
„Windige Zeiten oder: hauptsächlich sind wir sinnliche Wesen“

Vernissage: Samstag, 29. Oktober 2011, 15:00 Uhr
vor dem ehemaligen Schauspielhaus Erfurt, Klostergang 4, 99084 Erfurt

Das Schauspielhaus, die dazu gehörige Wiese und die Schaukästen waren miteinander verbunden, drei Ebenen die zusammen zu einer gemeinsamen Funktion beitrugen. Heute bestehen diese drei Ebenen nebeneinander, jede für sich allein. Das Haus ist geschlossen, zieht jedoch interessierte Blicke an, die Wiese ist eine Hundewiese und die Schaukästen bieten Fläche für Graffitikünstler.
"Der Wind weht durch die offenen Stellen der Schaukästen, passiert die Blätter der Bäume und raunt durch die Löcher der Platten, die das ehemalige Schauspielhaus verblenden. Als gegebenes Phänomen hält der Wind die Verbindung und ist von Bestand. Diesen Wind nehmen wir sinnlich wahr, er beeinflusst indirekt. Wind ist nicht gleich Wind, zum einen führt er zu Verwirrungen, zum anderen kann er Klarheit bringen. Als Element für alle und alles, ist er auch privater Begleiter einer Person, er kann Gedanken hervorrufen, persönliche Stimmungen unterstützend begleiten – hauptsächlich sind wir sinnliche Wesen."
In ihrer künstlerischen Intervention wird Claudia Olendrowicz neun mobile Windschutze, die die Maße der neun fehlenden Scheiben der Schaukästen ergeben, auf der Rasenfläche vor der Kulturruine installieren. Die Windschutze bestehen aus einem festen Stoff, der auch für eine etwaige Bestuhlung hätte benutzt werden können. "Der ausgewählte Stoff wurde, ist nicht von einem professionellen Händler, er wurde auf einem Markt erstanden, auch die Farbe des Stoffes gefiel rein zufällig. Der eher persönliche Zugang zur finalen Auswahl soll vermeiden, dass das Projekt zu sehr auf Vergangenes oder Zukünftiges hinweist. Präsent ist der Wind, der durch die Bewegung am Stoff das Material formt, mit ihm zusammen existiert, eine weitere Ebene, vielleicht eine weitere Möglichkeit." 


Ingo Gerken


Ingo Gerken
„HÖHERE ORDNUNG“

Vernissage: Sonntag, 18. Dezemeber 2011, 13:00 Uhr
vor dem ehemaligen Schauspielhaus Erfurt, Klostergang 4, 99084 Erfurt

HÖHERE ORDNUNG ist ein vorübergehendes Arrangement am Strassenrand. Ein Ensemble aus Dingen von der Strasse für die Strasse. Die drei Vitrinen von XAU Projects sind keine Vitrinen mehr. Ihr Showcase-Status ist umjustiert, ihre Bedeutung neu geerdet. Sie sind jetzt Teile einer größeren Gruppe von Dingen. Es gibt keine Funktionen. Nur Objekte. Alle Objekte sind abgestellte Objekte. Zurückgelassene Objekte. Entsorgte Objekte. Systematische Objekte. Nackte Objekte. Es gibt einen gemeinsamen Standpunkt. Die Gegenstände pochen darauf. Der Reihe nach: Gegenstand und Widerstand steht. Gegenstand und Widerstand gruppiert sich. Gegenstand und Widerstand formuliert sich. Positioniert sich, erzeugt sich, entzieht sich, vollbringt sich. Ist da, da und da. Die Dinge werden nur dreimal gesagt. Und dann nie wieder.
HÖHERE ORDNUNG ist ein temporäres Arrangement am Strassenrand. Ein Ensemble aus Dingen von der Strasse für die Strasse. Die drei Vitrinen von XAU Projects sind keine Vitrinen mehr. Ihr Showcase-Status ist umjustiert, ihre Bedeutung neu geerdet. Sie sind jetzt Teile einer größeren Gruppe von Dingen. Es gibt keine Funktionen. Nur Objekte. Alle Objekte sind abgestellte Objekte. Zurückgelassene Objekte. Entsorgte Objekte. Systematische Objekte. Nackte Objekte. Es gibt einen gemeinsamen Standpunkt. Die Gegenstände pochen darauf. Der Reihe nach: Gegenstand und Widerstand steht. Gegenstand und Widerstand gruppiert sich. Gegenstand und Widerstand formuliert sich. Positioniert sich, erzeugt sich, entzieht sich, vollbringt sich. Ist da, da und da. Die Dinge werden nur dreimal gesagt. Und dann nie wieder.
HÖHERE ORDNUNG ist ein flüchtiges Arrangement am Strassenrand. Ein Ensemble aus Dingen von der Strasse für die Strasse. Die drei Vitrinen von XAU Projects sind keine Vitrinen mehr. Ihr Showcase-Status ist umjustiert, ihre Bedeutung neu geerdet. Sie sind jetzt Teile einer größeren Gruppe von Dingen. Es gibt keine Funktionen. Nur Objekte. Alle Objekte sind abgestellte Objekte. Zurückgelassene Objekte. Entsorgte Objekte. Systematische Objekte. Nackte Objekte. Es gibt einen gemeinsamen Standpunkt. Die Gegenstände pochen darauf. Der Reihe nach: Gegenstand und Widerstand steht. Gegenstand und Widerstand gruppiert sich. Gegenstand und Widerstand formuliert sich. Positioniert sich, erzeugt sich, entzieht sich, vollbringt sich. Ist da, da und da. Die Dinge werden nur dreimal gesagt. Und dann nie wieder.


Nici Wegener


Nici Wegener
„Im Zenit der Zeit“

Vernissage: Sonntag, 19. Februar 2012, 14:00 Uhr
vor dem ehemaligen Schauspielhaus Erfurt, Klostergang 4, 99084 Erfurt

Im Zenit der Zeit ist eine temporäre Intervention in drei Akten. Als Freiluftbühne dient hierbei das Areal vom ehemaligen Schauspielhaus, welches seit dem Sommer 2003 in den ewigen Schlaf geschickt und zur Kulturbrache abqualifiziert wurde. Unter der Regie der Künstlerin Nici Wegener werden im klirrend kalten Wintermonat Februar 2012 mehr als 600 mit Helium und Luft gefüllte schwarze Ballons in einen Dialog mit dem verwaisten Raum und der entwichenen Zeit treten.

Akt I
Die Entfremdung

Akt II
Im Zenit

Akt III
Das Schwinden

Als letzter künstlerischer Betrag der Ausstellungsserie Plötzlich, letzten Sommer bildet die Intervention einen feierlichen Abgesang eines Ortes dessen Zukunft dennoch in den Sternen steht.

"Die Zeit ist die größte Entfernung zwischen zwei Orten." (Tennessee Williams)


Kontakt / Info

Adresse: Klostergang 4, 99084 Erfurt
Öffnungszeiten: Mo – So, 24h / Tag
E-mail:
info[at]xau-projects.com


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